Die besonderen Umstände bei Organisationsentwicklungsprozessen im Bereich Kirche

Hintergründe

Die besonderen Ausgangsbedingungen bei Organisationsentwicklungsprozessen im Bereich Kirche

Kirchen und kirchliche Organisationen befinden sich in einem umfangreichen Prozess der Veränderung. Die Gesellschaft und damit die Erwartung an Kirche und kirchliche Organisationen verändert sich. Aufbrüche unterschiedlicher Kraft sind zu beobachten, manchmal eher „getrieben“ von inhaltlichen oder wirtschaftlichen Erfordernissen, manchmal aus freien Stücken und voller Motivation, in dem Bewusstsein, Antworten für gesellschaftliche Herausforderungen bereit zu halten – sei es in Form von Werten und Haltungen oder sei es in Form von ganz pragmatischen und operativen Angeboten. Oft geht es um die übergreifende Fragen:

Welche Rolle wird Kirche in einer modernen Gesellschaft haben und wie will und muss sie sich dazu ausrichten?

oder

Wie stellen wir unsere Einrichtung so auf, dass Sie den Spagat zwischen Kostendruck und wertbasiertem Angebot langfristig meistern wird?

Neben der spezifischen Wert- und Glaubensgrundlage ist die Besonderheit kirchlicher Organisationen oft geprägt durch das Zusammenspiel von Ehrenamt und Hauptamt sowie durch freiwillige Beteiligung, abseits von gebundenen Arbeitsverhältnissen.

Zu beobachten ist, dass Organisationen im Umfeld von Kirche – überraschenderweise – oft wenig auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet sind und sich stattdessen sehr differenziert und manchmal auch unabgestimmt oder widersprüchlich betätigen und dadurch an Kraft verlieren.

Ein besonderes Merkmal ist außerdem, dass oft nicht der Kunde direkt eine Leistung bezahlt, sondern diese indirekt über Steuermittel, Förderungen und Querfinanzierungen gezahlt werden. Vielleicht ist das eine Ursache dafür, dass wir beobachten, dass Prozesse finanzieller Konsolidierung oft wenig verzahnt sind mit inhaltlichen und strategischen Prozessen und daher ebenfalls Energie verlieren.

Der Soziologe Karl Weick nennt solche Organisationen eine organisierte Anarchie. Es existiert ein hohes Maß an Organisation, aber keine Hierarchie, die wie im klassischen Unternehmen greift.

Die Werkzeuge, die PRAXISFELD nutzt, um Entwicklung und Veränderung zu ermöglichen und alle relevanten Perspektiven zu bündeln, sind in allen Bereichen gleich. Wir sind der Überzeugung, dass Hierarchie und abhängige Beschäftigung zwar in Entwicklungsprozessen eine Rolle spielen, am Ende aber kein soziales System tatsächlich hierarchisch steuerbar ist. Jedes System führt ein Eigenleben und es Bedarf kollektiver Sensemaking- und Reflexionsprozesse, um Entwicklung und Veränderung nachhaltig zu erreichen und mit Leben zu füllen. Ohne diese Fähigkeit hätte ein System wie die katholische Kirche nicht 2000 Jahre überlebt.

Mit diesen Erfahrungen aber auch mit diesen Gefahren durch zu hohe Stabilität, arbeiten wir in allen begleiteten Entwicklungsprozessen.