Folge #08 Konstruktivismus als Entwicklungsbeschleuniger

05.05.2020

Im Konstruktivismus geht man davon aus, dass jede Wahrnehmung und Konstruktion der Wirklichkeit rein subjektiv ist und Objektivität nicht existiert. Es gibt also nicht die eine Welt, sondern so viele Welten wie es Menschen gibt. Vor diesem Hintergrund ist es kaum mehr möglich zu sagen, was ist richtig und was ist falsch, denn diese Beurteilung liegt immer im Auge des Betrachters.

Unternehmen bestehen aus Entscheidungsprozessen. Entscheidungen werden auf Annahmen der Wirklichkeit getroffen. Das wird schwieriger, je uneindeutiger die Welt sich zeigt, so wie jetzt gerade in der aktuellen Corona-Krise, aber auch davor schon in einer immer komplexeren VUKA-Welt mit rasanten Entwicklungsgeschwindigkeiten. Um ein Richtig und Falsch für Entscheidungen und die Führung eines Unternehmens benennen zu können, braucht es daher zum einen die Beschäftigung mit und den Austausch über die unterschiedlichen Wirklichkeitskonstruktionen, um eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Zum anderen müssen die Schritte, die zu diesen Entscheidungen geführt haben, transparent gemacht werden.

Führungskräfte dürfen dabei aber nicht der Illusion verfallen, dass eine detaillierte Erklärung à la „Wir gehen diese Schritte, weil…“ auch automatisch zu einer gleichen Beurteilung der Situation und Wirklichkeitskonstruktion bei ihren Mitarbeiter*innen führt. Bestenfalls entstehen im Austausch Schnittmengen zwischen den unterschiedlichen Wahrnehmungen der einzelnen Personen. Raum zu schaffen für diesen bewussten Austausch und Collective Sensemaking Prozesse zu initiieren, ist daher ein sehr wichtiger Bestandteil in der Unternehmensführung. Darüber ist es möglich, Identifikation mit Entscheidungen (z.B. Strategien) bei den Mitarbeitenden zu erlangen und die nötige Veränderungsenergie zu aktivieren sowie Widerstände abzubauen. Langfristige Unternehmenserfolge sind so erreichbar. 

Dauer: 1:06 Std.

 

Der Kern des Konstruktivismus, dass alles eigentlich auch ganz anders sein könnte als ich es wahrnehme, erzeugt bestenfalls Gelassenheit. Ich muss nicht auf meine Sichtweise beharren und sie als alleingültig vertreten, sondern darf offenbleiben und in den Austausch gehen, wie es andere sehen und meine eigene Sichtweise dadurch bereichern lassen. Denn die Welt könnte auch ganz anders sein. So bringt uns die Theorie des Konstruktivismus auch auf persönlicher Ebene weiter.

Wir laden daher mit unserer achten Podcastfolge herzlich zum Austausch und Erweitern von Sichtweisen ein. Mit dabei sind diesmal neben Holger Schlichting und David Agert auch erstmalig Nina Teller sowie als Moderator Martin Mayer. Wir wünschen viel Freude beim Hören.

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