Die Frage lässt sich selbstverständlich nicht ohne Kenntnis des Kontextes beantworten und sie ist auch kein Entweder-oder. Aus einer systemisch-konstruktivistischen Sicht sind Organisationen soziale Systeme, die sich per Definition immer selbst organisieren. Organisationen haben sich dabei viele Jahrtausende lang als Hierarchien organisiert, wenn diese auch de facto immer von informalen Netzwerken horizontaler Kommunikation durchzogen waren.
Spätestens mit der Aufklärung wurden starre gesellschaftliche Hierarchien als alleinige Organisationsform von Denkern immer stärker in Frage gestellt, während wirtschaftliche Organisationen trotz einiger kollektivistischer Ansätze unhinterfragt hierarchisch organisiert waren.
Das hat sich seit den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts kontinuierlich geändert. Die Idee der Selbstorganisation im Sinne von Abstimmung und Koordination ohne Vorgesetzten wurde z.B. in Gruppenarbeitskonzepten der 60er Jahre stark weiterentwickelt und ist insofern viel älter, als es die agilen Trends der 2000er Jahre scheinen lassen.
Dieser langlaufende Trend bestätigt aus unserer Sicht, dass sich Selbstorganisation ihren Weg sucht und es keine “Mode” ist. Die Mode ist dann eher ein bestimmtes, gerade populäres “Framework”, einzelne Methoden oder eine übertriebene Abwertung von Hierarchie.
Wir untersuchen in unseren Beratungsprozessen, wie sich das Zusammenspiel von hierarchischen Entscheidungsstrukturen und horizontaler Zusammenarbeit jeweils gut gestalten lässt. Dabei schärfen wir gemeinsam einen Blick auf Organisationen, der weniger von normativen Vorstellungen als vielmehr von Funktionsweisen geprägt ist.