Remote Praktikum? Ja, das geht!

26.05.2021

Seit über einem Jahr findet ein Großteil der Arbeitswelt remote statt – so auch für PRAXISFELD. Nach dem erfolgreichen Einschwingen in die digitale Zusammenarbeit und Kundenkontakt über MS Teams und Co sollte nun auch ein weiterer wichtiger Baustein zurückkehren und in die Digitalität übertragen werden: Das Anbieten von Praktika. Seraphine Petersen berichtet als erste (fast) vollständig remote arbeitende Praktikantin von ihren Erfahrungen.

Das Ankommen und die Aufgabenbereiche verändern sich

Einsteigen möchte ich mit einer kurzen Beschreibung meiner Tätigkeitsfelder in dem Online-Praktikum, das sowohl für PRAXISFELD als auch für mich das erste dieser Art war. Der Praktikumsstart war gesetzt auf die Mitte des Februars 2021. Statt Kennenlernen von Büroräumlichkeiten und analogen Ablageordnungen startete ich mit der Koordinierung in den MS Teams Kanälen und den Reitern des CRM-Programms. Onboarding betrifft natürlich nicht nur Aufgabenstrukturen, sondern auch die soziale Dimension. Mein Kalender war in den ersten beiden Wochen neben Arbeit vor allen Dingen mit vielen geplanten „ersten Gesprächen“ gefüllt. Die feste Terminierung klingt vielleicht weniger organisch, trotzdem kann ich einen bedeutenden Vorteil wertschätzen, den diese Notwendigkeit der Terminierung mit sich brachte: Die Gespräche waren gesetzt – eben kein „nebenbei“ kennenlernen, sondern feste Zeiträume, die dem Selbstzweck des Kennenlernens Raum gaben (und das nicht nur mit Berater*innen, die ohnehin zum „Büroinventar“ gehören, sondern auch solchen, die viel extern unterwegs sind und deswegen in einem normalen Präsenzpraktikumsbetrieb weniger greifbar gewesen wären). Im Zuge des Onboardings ergab sich eine Regelung, die einen Präsenztag pro Arbeitswoche beinhaltete, an dem ich vor Ort arbeitete und mich stärker mit bürogebundenen Aufgaben beschäftigte. Diese Präsenztage machten trotz des guten Onboardings langfristig einen wichtigen Ankerpunkt für die digitale Zusammenarbeit aus und unterstützen den Grad der Kopplung an PRAXISFELD.

Die Vielfalt der Aufgabenbereiche, in denen ich gearbeitet habe, dürfte der eines regulären Praktikums sehr ähnlich gewesen sein, wie es sonst bei PRAXISFELD der Fall ist: Durchführung, Vor- und Nachbereitung von Workshops; Teilnahme an Beratungsgesprächen; gemeinsame Reflexion mit den Berater*innen; Back-Office Arbeiten, wie Rechnungsstellungen, Telefonate oder Dateneintragungen; das Besuchen interner Meetings; Teilnahme und Unterstützung bei Seminar- und Lernangeboten. Die breite Spanne war dieselbe, doch die Schwerpunkte haben sich verschoben. Zugriffe auf das Firmennetzwerk waren aus Gründen der Datensicherheit nur bedingt möglich, wodurch weniger Tätigkeiten innerhalb bzw. für das Back-Office möglich waren. Stattdessen war ich deutlich stärker an Workshop-Formaten beteiligt, als es üblicherweise gängig ist, denn – wie womöglich bereits einige Teilnehmer*innen und Veranstalter*innen von digitalen Gruppenformaten erfahren durften – Online-Gruppenveranstaltungen benötigen noch stärkere Vorbereitung und Struktur und tun gut daran, eine technische Moderation zu haben, wo in körperlicher Anwesenheit keine zweite Person nötig wäre.

Hinzu kam die entsprechende Vorbereitung, wie gemeinsame Konzeption, Einrichtung oder Entwerfen von Online-Tools für die Beratungssessions, sowie Nachbereitung in Form von Protokollen oder dem Reflektieren miteinander als Beratende. Dies nahm in seinen verschiedenen Tätigkeiten den größten Teil meiner Zeit ein und stellt im Hinblick auf die Menge der Workshops, in denen ich assistieren konnte, wohl die größte Veränderung zu einem Präsenzpraktikum dar.

Digitales Praktikum: Ein Erfolgskonzept?

Nun habe ich beschrieben, woran ich so gearbeitet habe und was sich durch das remote Arbeiten in meiner Rolle und meinem Schaffen als Praktikantin verändert hat. Doch „wie“ war das dann? Wie erfolgreich hat sich das gestaltet? Was konnte ich liefern und mitnehmen, wenn ich größtenteils nur digital zugeschaltet war?

So einiges! Durch die Vielfalt an Eindrücken konnte ich eine umso größere Breite an Beratungssituationen, Workshopformaten und auch Berater*innen-Typen kennenlernen. Jede Gruppe wird anders wirksam – und jede*r Berater*in auch. Geeint durch die systemische Grundhaltung brachten alle Personen des PRAXISFELD-Teams unterschiedliche berufliche Hintergründe, Tempi und Herangehensweisen mit, die gleichermaßen ihre Passung in den unterschiedlichen Kundenbedürfnissen fanden. Dieses Mehr an Erfahrungsinhalten konnte ich in gemeinsamen Reflexionen einordnen, evaluieren und im Zuge folgender Konzeptionen weiterentwickeln. Vor allen Dingen in diesen reflektierenden (Zwie-)Gesprächen schien sich die Sphäre des Digitalen erfüllt von anregendem Austausch stark zu verflüchtigen. Fachlicher Erkenntnisgewinn funktioniert also auch digital ausgezeichnet.

Außerdem boten die vielen digitalen Workshops – die selbstverständlich nicht auf methodische Konzepte verzichten wollen – die spannende Aufforderung, mich mit einer Vielzahl an kollaborativen Online-Tools auseinanderzusetzen (von Programmen wie menti und MURAL, über geteilte Powerpoint-Arbeitsblätter, hin zu Gruppenformaten in Teams und Zoom sowie weiteren). Ich habe nicht nur einige weitere Programme kennengelernt, sondern insbesondere mehr darüber erfahren, wie man sie führt und was wann Sinn ergeben kann – Kompetenz eben. Neben der fachlichen Erfahrung sinnvolles „Allround-Werkzeug“ im eigenen Wissenskoffer für kommende digitale Arbeitswelten.

Generell war ein sehr selbstständiges Agieren möglich, also eigenes Abschätzen von Prioritäten und eigenverantwortliches Bearbeiten der Tasks. Das hatte sein Für und Wider: Wenn es doch Nachfragen gab, konnte es hier und da länger dauern, jemanden zu fassen zu bekommen, der oder die die Antwort kennt, besonders wenn es sich um eher spezifische Fragen handelt. Bei allgemeineren Fragestellungen lässt sich das „zu Kolleg*innen in den Türrahmen lehnen“ aber zumindest auch durch fixe Calls über MS Teams simulieren. Darüber hinaus ist es durch die räumliche Trennung für die Berater*innen häufig noch weniger ersichtlich gewesen, woran ich eigentlich gerade arbeite und welche Kapazitäten noch frei sind. Hier lautet die Devise: Es liegt ein noch stärkerer Wert im Heranziehen von Aufgaben und gleichzeitig dem verantwortungsvollen Ablehnen, um Transparenz zu sichern. Wie es sich aus diesen Handlungsempfehlungen aber bereits herauslesen lässt, ist auch das gut machbar.

Abseits der Vorteile von Beratungserfahrung und Eigenverantwortung lässt sich nicht leugnen, dass so ein selbstständiges Arbeiten eben auch viel „alleine arbeiten“ bedeutet. Besonders, wenn viel des Tuns außerhalb von Workshops oder ohne zwischenzeitliche Online-Besprechungen stattfindet, kann dieser zwischenmenschliche Gap auffallen. Hier schafften die Meeting-Strukturen ein förderliches Gerüst: Im Zuge des Remote-Swichtes entschloss sich PRAXISFELD bereits im Frühjahr 2020 dazu, einen morgendlichen Daily einzuführen; ein tägliches 15-minütges Treffen, in dem jede*r von den anstehenden To Do’s berichtet. Dieser kurze Check-Up sowie die Teilnahme an den regelmäßigen internen Teammeetings waren sehr hilfreich für mich, um Verbindungspunkte zum Team zu schaffen und zu halten. Dadurch ließ sich trotz der Arbeit im „eigenen Büro“ ein Bild davon bekommen, woran die einzelnen Personen arbeiten und verstehen, was die Organisation beschäftigt. Neben diesen Strukturen sind außerdem der besondere Rückhalt und die Nachfragen aus der Gruppe zu nennen. Ich habe viel Erkunden nach meinem Befinden bezüglich meiner Arbeitslage und des Anschlusses wahrgenommen. Zwischenzeitlich war die „Macht des Operativen“ gegenüber der Teamanbindung zwar stark, hier hätte ich mir jedoch selbst mehr Kontakt einholen können und sehe das als einen Bereich, in dem auch aus der eigenen Position auf das richtige Maß zu achten ist.

PRAXISFELD - online und offline lohnenswert

Schon vor dem Start des Praktikums zeigte sich für mich, dass PRAXISFELD eine gute Wahl war. Nachdem wir zunächst von beiden Seiten darauf gehofft hatten, ein Präsenzpraktikum durchführen zu können, offenbarte sich die Corona-Inzidenz-Lage des Frühjahrs als sehr angespannt. Es wurde klar, dass ein Online-Praktikum anzuvisieren ist. Bereits im betreffenden Planungsgespräch wurde das starke Bemühen von PRAXISFELD deutlich, mich nicht nur arbeitstechnisch erfolgreich andocken zu lassen, sondern mir darüber hinaus gute Lernerfahrungen zu ermöglichen. Welche Aufgabenbereiche kann ich remote übernehmen – und bin ich damit ebenfalls einverstanden und zufrieden? So eine Haltung ist wünschenswert, aber nicht selbstverständlich. Sowohl vorab als auch im Praktikum selbst durfte und sollte die Frage meiner Erwartungen an PRAXISFELD immer wieder gestellt und reflektiert werden.

Die Beschaffenheit der Aufgabenfelder, die Aufgabenvielfalt und die Meeting-Strukturen waren in ihrer Gesamtheit gut geeignet, um mit den digitalen Anforderungen zurechtzukommen, es gab also wenig zu intervenieren. Einzig die Langfristigkeit der Projektbegleitungen (im Vergleich zur Unterstützung einzelner Beratungs- oder Workshop-Termine) fehlte mir zum Teil. Das ließ sich gemäß der offen kommunizierten Haltung PRAXISFELDs gut einbringen und ich konnte entsprechend noch intensivere Zeit in einzelnen Projekten tätig sein.

Die Offenheit gegenüber meinem Feedback spiegelt für mich eine übergreifende Haltung wider, die ich ebenso im fachlichen Austausch über einzelne Beratungen und die systemische Grundhaltung dieser Organisation erfahren habe. Der Austausch auf Augenhöhe und die Bereitschaft zur Reflexion haben nicht nur die Gestaltung des Praktikums an sich, sondern ebenso die Möglichkeiten des Lernens und des gemeinsamen Weiterentwickelns von Gedanken sehr gefördert. Hierhin findet sich für mich eine Auffassung von Neugier und Achtung, die nicht nur verkörpert, sondern auch gelebt wird – davon profitieren digitale Praktika und genauso die Zusammenarbeit vor Ort.

Was ist also mein abschließendes Fazit?

Das digitale Format hat die typische Aufgabenpalette umgeformt und damit um Felder bereichert, die ohne sie anders ausgesehen hätten oder geringer ausgefallen wären. Erfahrungsvielfalt, nur anders gelagert. Ich hatte viele Einblicke in die Beratungsprozesse und das systemische und praxisfeldische Denken. Als Praktikantin hat es noch mehr Relevanz, einen eigenen Blick auf das Aufgabenmanagement und den Anschluss ans Team zu werfen. Wichtig ist aber – wie es bei PRAXISFELD glücklicherweise der Fall ist – im Unternehmen ein Gegenüber vor sich zu haben, das Offenheit für den gegenseitigen Erwartungsabgleich zeigt und die neue Erfahrung als gemeinschaftlichen Lernprozess versteht. Dann kann es auch online hervorragend klappen!

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