Warum wir alle Innovation können

04.08.2023

Im Gespräch mit Janna Pressentin skizziert Rike Ullenbaum, wie neue Ideen in Organisationen entstehen und welche Rahmenbedingungen eine innovative Kultur fördern.  

Wen betrifft Innovation? Betrifft es mich? Kann das jeder?

Innovation kann man erst etwas nennen, was Marktreife erlangt hat, und wofür Kunden bereit sind zu zahlen. Allerdings kann den Bedarf für Innovation jeder sehen. Wie oft man schon dachte „ach kann da nicht mal jemand was für erfinden“ oder „da gibt es doch bestimmt schon eine Lösung für, kenne ich aber nicht“. Das erfährt man täglich im Haushalt, Privatleben, häufig auch im beruflichen Kontext. Und im Grunde immer, wenn einem so etwas durch den Kopf geht, ist schon die Chance für eine Innovation gegeben. Wenn man provisorische Lösungen in seiner Umgebung beobachtet, steckt da meistens irgendeine Idee drin. Meiner Erfahrung nach kommen die meisten guten Ideen in dem Moment zustande, in dem offene Kommunikation über ein Thema stattfindet, z.B. zwischen Entwickler:innen und Kund:innen oder interdisziplinär innerhalb von Organisationen und besonders dann, wenn Leute in die Kommunikation kommen, die sich bisher nicht in der Situation sahen, einen Input zu bringen, sich nicht als Innovator:innen sahen. Z.B. der Werkstudent aus der Buchhaltung, die HR-Chefin oder der Handwerksgeselle. Dadurch kommen so viele weitere Perspektiven zusammen und dadurch entsteht die Möglichkeit gegenseitig auf den Gedanken aufzubauen und daran wieder anzuknüpfen. Ein Beispiel aus einem Workshop mit den Monteuren eines Herstellers von Sanitär-Artikeln. Es stellte sich heraus, dass ein Teil, der ursprünglich als Produktverpackung gedacht war von den Handwerkern als Werkzeug genutzt wurde, nämlich als Platzhalter. So ergab sich aus Zufall eine neue Produktidee, die dann auch umgesetzt wurde – das sogenannte Serendipitätsprinzip.

Wie kriege ich meine Mitarbeitenden dazu, Verantwortung für die Entwicklung neuer Ideen zu übernehmen? Innovation ist nicht nur Chef-Sache, oder?

Vertrauen ist hier ein wesentlicher Faktor. In einer vertrauensvollen Umgebung, in der auch das Führungshandeln von Vertrauen geprägt ist, entsteht Raum dafür, Neues auszuprobieren, ohne die Sorge einen Fehler zu machen. In einer Unternehmenskultur, in der Fehler schnell geahndet werden, bleiben Mitarbeitende aus Angst vor dem Risiko lieber beim Bewährten. Optimismus ist ein weiterer wichtiger Faktor und eine optimistische Haltung kann man aktiv beeinflussen und entwickeln.

Alle Mitarbeitenden quer durchs Unternehmen und über alle Hierarchiestufen hinweg kann man z.B. einfach mal nach ihrer Meinung fragen und einen offenen Raum schaffen. Das steigert die Motivation und die Lust darauf, etwas Neues auszuprobieren. Damit ist kein basisdemokratisches Vorgehen gemeint, sondern viel mehr den Raum zu schaffen, die eigene Meinung zu äußern, wenn man möchte. Die Führung muss dies steuern, einen systematisierten Rahmen zur Verfügung stellen, der dafür genutzt werden kann. Dazu gehört auch ein ehrliches Interesse an den Mitarbeitenden, z.B. für persönliche Beweggründe, aktuelle persönliche Umstände Ideen und Gedanken. Dazu gehört aber auch, als Vorgesetzte:r mal loszulassen, mutig darauf zu vertrauen, dass die Mitarbeitenden einem nicht die Kompetenz absprechen, indem sie selbst auch zu Innovation beitragen.

Gibt es nicht schon alles? Was kann man noch neu erfinden? Lohnt es sich?

Es gibt ja nicht nur große, radikale Innovationen, sondern ein großes Potenzial liegt in den architektonischen Innovationen. Das heißt, wenn einzelne Komponenten eines Angebots/Dienstleistung/Produkts verändert werden, also z.B. für einen neuen Markt oder einen neuen Zweck angepasst werden. Oder wenn eine bereits vorhandene Technologie in einem anderen Kontext angewendet wird. Das kennen Sie z.B. von der Technologie der Fotografie in ein Mobiltelefon einzubauen und es so zu verbinden. Oder die bereits existierende Technologie der Konsistenz des Rasierschaums für andere Cremes zu verwenden, damit diese besser einziehen. Darüber hinaus existiert Innovation immer auch in stetiger Form. Selbst Ikea hat ein Produkt, das es schon unfassbar lange gibt, innoviert, indem sie Ablaufrillen an Becher angebracht haben, damit das Spülwasser besser abfließen kann. Dies nennt man inkrementelle Innovation.

Die Offenheit für einen innovativen Blick, also den Blick hinter die Dinge, zu entwickeln lohnt sich in jedem Fall immer; die Haltung, stets auf der Suche nach Verbesserung zu sein. Viele Unternehmen sind in der Vergangenheit gescheitert, weil sie sich auf ihrem Erfolg ausgeruht haben und dachten, es gäbe keine Notwendigkeit für Neues. Das hier wohl berühmteste Beispiel ist Kodak, der Marktführer, der nicht mit der digitalen Technologie mitgegangen und daran letztendlich gescheitert ist.

Wie setze ich das neue um, ohne Widerstand zu verursachen?

Frühzeitige sinnvolle Kommunikation über das Neue und die Änderung sind das A und O. Es gibt den Mitarbeitenden viel Sicherheit, wenn sie erkennen, dass eine Idee gut durchdacht wurde, wenn z.B. mit kommuniziert wird, dass der Markt vorab erkundet wurde, Partnerschaften gebildet wurden o.ä.; wenn eine Bewertung der Veränderung, sozusagen, mitgeliefert wird. Wenn die Mitarbeitenden frühzeitig in den Prozess der Umsetzung einbezogen werden und hier jede:r eine Meinung äußern darf und sich wahrgenommen fühlt. Hierbei ist wichtig zu verstehen, dass es nicht nur um Innovation in Form neuer Technologien oder Produkte geht, sondern jede Art von Veränderung, die eine Organisation betrifft, mit Ungewissheit verbunden ist. Und diese Ungewissheit zu thematisieren und ihr einen Raum zu geben, ist essenziell.

Warum ist das für mich und meine Organisation wichtig?

Um die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens zu sichern, braucht es eine Balance zwischen der Anstrengung im Tagesgeschäft, erfolgreich zu sein und die finanzielle Basis zu sichern und für zukünftigen Erfolg Ideen- und Forschungsergebnisse zu entwickeln. Zweiteres verlangt Investitionen, kann aber wiederum die zukünftige Basis des Unternehmens sichern. Forschungsausgaben gilt es so gering wie möglich zu halten und dabei hilft das systematische, iterative Vorgehen, dessen Methoden wir bei PRAXISFELD mit unseren Kunden verfolgen. Im Seminar Innovation für Zukunftsfähigkeit und Erfolg“ werden einige Methoden vorgestellt und zur Anwendung gebracht, die zu frühzeitigen Feedbacks seitens der Kunden führen und damit Kostenfallen reduzieren.

Warum dieses Seminar und kein anderes Innovationsseminar?

Das Besondere an diesem Seminar ist, dass wir fallbezogen an den aktuellen Themen der Teilnehmenden arbeiten. Das heißt individuelle Cases und Herausforderungen werden mitgebracht und direkt im Seminar bearbeitet. Darüber hinaus schauen wir uns auch immer die jeweilige Organisation und ihr Kundensystem an, um auch kulturelle Hindernisse mitzudenken und passend für diesen Kontext zu bearbeiten. Eine begrenzte Teilnehmerzahl sorgt für eine intensive Lernatmosphäre, in der individuell auf die Teilnehmenden eingegangen werden kann. Es gibt nicht das eine Schema F, sondern die Arbeitsergebnisse finden in gemeinsamer Reflexion auf die Teilnehmergruppe bezogen hin statt. Außerdem können wir als Organisationsberatung umfangreiche Praxiserfahrung aus 30 Jahre einbringen. Teilnehmende profitieren darüber hinaus von der PRAXISFELD Innovation Roadmap: ein ganzheitlicher Ansatz mit Tools und Methoden für jeden Schritt der Implementierung – von der Vorbereitung, über die Ideenfindung, ihre Ausarbeitung bis hin zur Marktreife. Nicht zuletzt bietet der Veranstaltungsort, unser Seminar- und Tagungszentrum, ZEIT:RAUM, die passende Kulisse für innovative Denker:innen – ist er doch selbst in einem umfangreichen Innovationsprozess mit allen Mitarbeitenden entwickelt worden.

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