Bist du stolz?

13.04.2017

Im Februar kam das offizielle Ergebnis der anonymen Mitarbeiterbefragung, die im Rahmen des Landeswettbewerbs „Beste Arbeitgeber NRW 2017“ durchgeführt wurde. Und zur Freude aller hat PRAXISFELD eine Platzierung erlangt und darf sich als ein Great Place to Work bezeichnen.

Obwohl die Umfrage sehr gut ausgefallen ist, gab es im März eine cheflich verordnete Auszeit zum Innehalten und Reflektieren der Umfrageergebnisse. Dabei ging es nicht um Selbstbeweihräucherung nach dem Motto „Wir sind so gut“, sondern es wurde auch ein kritischer Blick auf die Ergebnisse geworfen. In welchen Punkten sind wir gut und warum und wie können wir das beibehalten und ausbauen? Und wo gab es Ausreißer nach unten und warum?

Bei einem halbtägigen Workshop kam ein großer Teil des Teams zusammen und nahm unter Moderation von Michael Peine die Ergebnisse genauer unter die Lupe. In fast allen Punkten lag PRAXISFELD im Marktvergleich über dem Durchschnitt, manchmal sogar sehr deutlich.

Auffallend war allerdings, dass PRAXISFELD bei der Frage „Ich bin stolz auf das, was wir hier gemeinsam leisten“  einen deutlichen Ausreißer nach unten hatte. In einer anschließenden Kleingruppenarbeit wurde das Thema Stolz daher genauer unter die Lupe genommen.

Bist du stolz, oder was?

Zuerst kam natürlich die Frage auf, was Stolz überhaupt ist. Stolz kann man empfinden für Dinge oder Umstände, zu denen man aktiv gar nichts beigetragen hat, sondern die vorgegeben sind, wie den Stolz auf die eigene Nationalität oder Stolz auf die Leistungen „seines“ Fußballvereins. Stolz kann man aber genauso sein auf das eigene oder gemeinsam Erreichte, auf eine (herausragende) Leistung.

Was ist die gemeinsame Leistung bei PRAXISFELD?

Da die Frage danach, ob die Mitarbeiter stolz auf die gemeinsamen Leistungen sind, teils negativ beantwortet wurde, stellte sich als nächstes die Frage, was denn die gemeinsamen Leistungen im Team bei PRAXISFELD sind. Es gibt ja kein fertiges Endprodukt, sondern Dienstleistungen, die eher in vielen Einzelleistungen erbracht werden. Jede/r darf bei PRAXISFELD dabei auf seine oder ihre Art erfolgreich sein. Es muss aber auch erst einmal das Bewusstsein für die eigenen Leistungen vorhanden sein, das man etwas leistet oder geleistet hat, was wiederum ein Beitrag zum großen Ganzen von PRAXISFELD ist. Ist das Bewusstsein für die eigenen Leistungen nicht vorhanden und wird nicht der Gesamterfolg von PRAXISFELD gesehen, zu dem man einen Teil beigetragen hat, gibt es keine Grundlage, um Stolz zu empfinden.

Mit Blick auf die Mitarbeiterbefragung scheint dieses Bewusstsein aber vorhanden zu sein, denn die Fragen danach, ob die Mitarbeiter glauben, dass sie bei PRAXISFELD einen wichtigen Beitrag leisten können und ob sie zufrieden damit sind, welchen Beitrag PRAXISFELD für die Gesellschaft leistet, wurden deutlich besser beantwortet.

Stolz kann jeder für sich alleine erleben, wenn eine Arbeit besonders gut gelungen ist. Manche benötigen dafür aber eventuell auch erst einen Input von außen, z.B. wenn sie vom Vorgesetzten ein Lob für ihre Arbeit erfahren.

Stolz ist gefährlich

Interessant wurde es, als der Blick auf die mentalen Modelle gelenkt wurde, die innerhalb der Organisation von PRAXISFELD aktiv wirken. „Stolz ist gefährlich“ lautet so ein mentales Modell. Gefährlich in dem Sinne, dass er dazu verleitet faul zu werden. „Kritik ist der Motor, der uns antreibt und Weiterentwicklung bewirkt“ ist ein weiterer Teil dieses Denkmodells. Aber hat Stolz nicht auch eine andere, positive Seite?

„Stolz ist gesund, denn er fördert Selbstbewusstsein und den Zusammenhalt im Team“ wäre zum Beispiel eine positive Ausformulierung für ein anderes mentales Modell.

Definitiv ist das Team von PRAXISFELD stolz auf die Arbeitsergebnisse. Wenn in Kundenprojekten während unserer Beratung der Groschen fällt und sich Weiterentwicklung abzeichnet, ist das ein großer Motivator weiterzumachen und es macht stolz, als Geburtshelfer für eine Wende mitgewirkt zu haben. Allerdings liegt die Betonung auf „mitgewirkt“. Unsere Beratung ist immer ein Teamprodukt. Nur die Gemeinschaftsleistung von Kunde und Berater bringt die Veränderung hervor. Was dann eigentlich die eigene Arbeit ist, kann man nicht eindeutig „vorzeigen“.

Der goldene Mittelweg

Die positive Kraft des Stolzes lässt sich aktiv nutzen, wenn die Erfolge miteinander geteilt werden. Der Raum für diese Art von Austausch muss bewusst geschaffen und organisiert werden. Dazu bedarf es einer inneren Haltung, die dem Bewusstsein entspringt, dass dieser Raum Energie gibt und auch ein Lernfeld für Weiterentwicklung in sich birgt – ganz entgegengesetzt zum mentalen Modell „Stolz ist gefährlich“. Weiterhin bedarf es einer persönlichen Freude daran, die eigenen Erfolge zu teilen und auf der anderen Seite ein ehrliches Interesse an den Berichten. Sich diese Zeit zum Zuhören zu nehmen, ist dabei gleichzeitig ein Ausdruck von Wertschätzung für die Leistungen der anderen.

Natürlich ließe sich dieser Raum im Gegensatz dazu auch für gescheiterte Projekte einrichten. Erst kürzlich forderte Markus Pfeiffer in einem Artikel beim Manager Magazin die Einführung eines „Failure Fridays“ und die Enttabuisierung des Scheiterns. Doch den kritischen Blick auf etwas zu werfen, ist Alltagsgeschäft für PRAXISFELD. Und das machen wir nicht nur bei den Kunden, das können wir auch bei uns selbst.

So liegt wie so oft auch beim Stolz die Lösung im goldenen Mittelweg. Sich immer nur vor Stolz zu brüsten, lässt uns hochmütig erscheinen und verstellt den Blick für die Schwachpunkte im System. Nie Stolz zu empfinden und immer nur kritisch zu sein, macht hingegen schwach und unzufrieden.

Was machen wir jetzt anders?

Uns reichte der kleine Denkanstoß, um festzustellen, dass wir expliziter als bisher das positive Kundenfeedback nicht nur wahrnehmen, sondern auch teilen. Z.B. der Geschäftsführer, der unserem Berater letzte Woche mitteilte, dass sein Umsatz sich im Zuge der Beratung fast verdoppelt hat, und dass „mit nur wenigen Workshops, ohne ewige Beratertage und von innen aus der Organisation heraus“. Muss man ja nicht immer für sich behalten, wir haben ja jetzt die Erlaubnis, darüber zur reden. :-)

Autorin: Dorothee Dickmann

Neuen Kommentar schreiben