Design Thinking ist eine Antwort auf die komplexen Probleme dieser Zeit

20.07.2017

Martin Scholz ist Senior Berater und Innovationsexperte bei PRAXISFELD. Im Gespräch berichtet er darüber, wie ihn das Kennenlernen der Innovationsmethode Design Thinking in seinen beruflichen Tätigkeiten voran gebracht hat. Scholz ist überzeugt davon, dass Design Thinking perfekt zu den Anforderungen in der heutigen Arbeitswelt passt.

Wie wurde die Innovationsmethode Design Thinking zu einem Bestandteil deiner beruflichen Tätigkeiten?

Martin Scholz: Als R&D Director in einem Konzern hatte ich mich mit der Frage beschäftigt, wie man Innovation für neue Produkte und Services systematisch und strukturiert fördern kann. Über einen Austausch zum Thema Innovationsmanagement mit der Konzernleitung habe ich in Folge ein internes Startup gegründet, mit dem spezifische Innovationsprobleme bearbeitet werden sollten. Zum Aufbau des Startups stellte man mir einen externen Design Thinking Experten als Berater an die Seite. Hierdurch bin ich intensiv mit der Methode in Berührung kommen und dies war mein Startpunkt für die Formatentwicklung und Steuerung innovierender Prozesse nach Design Thinking Prinzipien. Heute ist Design Thinking ein integraler Bestandteil meiner Arbeit.

Wie hat das Erlernen von Design Thinking deinen Berufsalltag verändert?

Martin Scholz: Beruflich bin ich Ender der 90er in einem innovativen IT Startup groß geworden. Daher hatte ich direkt eine hohe Affinität zu Design Thinking, da hier methodisch viele Aspekte weiterentwickelt wurden, die mich schon früh beschäftigt haben. Allerdings war unser Vorgehen in dieser Zeit eher intuitiv als methodenorientiert.

Design Thinking hat mir Tools an die Hand gegeben, um in einer pragmatischen und klaren Form mit Kunden und Kollegen Innovationsarbeit auf den Weg zu bringen. Mein früher eher intuitives Vorgehen wurde dadurch viel stärker strukturiert. Mit diesen Tools kann ich bei komplexen Fragestellungen Problemfelder und Lösungsräume im Team wesentlich schneller greifbar und damit besser bearbeitbar machen. Das systematische Visualisieren und Erstellen von Prototypen haben einen sehr positiven Effekt auf die Kommunikation und Zielorientierung im Team.

Kannst du ein Beispiel nennen, wie du Design Thinking konkret anwendest oder angewendet hast und mit welchem Erfolg?

Martin Scholz: Ein Beispiel ist das soeben erwähnte interne Startup, das ich über neun Monate nach Design Thinking Prinzipien geleitet habe. Als Folge konnten unterschiedliche Arbeitsergebnisse an vielen Stellen im Unternehmen erfolgreich integriert werden. So haben wir technische Module entwickelt, die ins Portfolio übernommen wurden, und es wurde ein Geschäftsmodell für einen neuen Bereich entwickelt. Des Weiteren war die Tätigkeit ein wesentlicher Beitrag zur Überarbeitung der konzernweiten Innovationsprozesse, insbesondere bezüglich der Kundenorientierung und der frühen Einbindung von Kunden in solche Prozesse.

Was macht allgemein deiner Ansicht nach den Erfolg von Design Thinking aus? Und hilft Design Thinking Unternehmen konkret bei den aktuellen Veränderungen in der Arbeitswelt, Stichpunkte Digitalisierung, Agilität oder VUKA-Welt, und wenn ja wie?

Martin Scholz: Design Thinking bietet für die Problemstellungen in unserer Zeit, die von einer großen Komplexität gezeichnet sind, in vielen Fällen einen perfekten Ansatz. Nach meinem Verständnis ist Design Thinking in den letzten Jahren systematisch für Themen der VUKA-Welt, so wie Digitalisierung oder Industrie 4.0 weiterentwickelt worden.

Durch das schrittweise, phasenorientierte und kontrollierte Vorgehen und der kontinuierlichen Überprüfung der Ergebnisse und deren Passform zu den Problemstellungen, schafft Design Thinking einen flexiblen und wirksamen Prozess, um Lösungen für Fragestellungen zu erarbeiten, deren Ergebnis offen ist.

Wie erlebst du die Akzeptanz von Design Thinking in Unternehmen?

Martin Scholz: Ich erlebe ein sehr hohes Interesse und eine immer weiter zunehmende Akzeptanz. Aber Organisationen tun sich teils noch schwer mit der Einbindung von Design Thinking Prozessen in die alltägliche Arbeit. Oft wird fälschlicherweise davon ausgegangen, dass mit ein bis zwei Workshops die Innovationsprobleme des Unternehmens gelöst sind. Die notwendigen Schritte, um die Workshopergebnisse erfolgreich weiter zu führen, werden dann gerne anfangs unterschätzt. Auf Knopfdruck an einem Workshop Tag innovativ sein und dann weitermachen wie bisher, um Innovation auf die Straße zu bringen, kann so nicht funktionieren.

Aber dort wo es gelingt die Ansätze in die Arbeitswelt einzubinden, stößt es auf sehr gute Resonanz. Die damit einhergehende Entwicklung wirkt sich positiv auf die bereichsübergreifende Arbeit aus und bleibt oft nicht nur auf einen Bereich beschränkt.

Wie siehst du die Zukunft von Design Thinking, eher ein Modetrend oder Innovationsmethode der Zukunft?

Martin Scholz: Design Thinking hat sich längst etabliert und kann nicht mehr nur als Trend verstanden werden. Natürlich ist die Methode auch keine eierlegende Wollmilchsau, die alle Businessprobleme lösen kann. Aber gerade im sehr volatilen und komplexen Umfeld ist Design Thinking oft das Mittel der Wahl. Immer an den Stellen wo Analysen und Lösungswege nicht eindeutig sind und man einen entsprechend großen Suchraum hat.

Ich kann mir eher vorstellen, dass Design Thinking eine Methode ist, die nicht einfach wieder verschwindet, wenn der erste Hype vorbei ist, sondern weiterentwickelt und mit weiteren Tools und Methoden angereichert wird.

Nun zum Abschluss, kannst du Design Thinking mit einem Satz beschreiben?

Martin Scholz: Design Thinking ist ein System zum Entdecken bisher unerkannter Möglichkeiten, die zur Lösung komplexer Probleme führen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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