Können Personaler ihre Organisation entwickeln?

26.04.2018

Interne Mitarbeitende und Organisationsentwicklung - Welchen Einfluss haben sie?

Ich bin kein Berater, kein Geschäftsführer, kein Hauptentscheider, sondern interner Mitarbeiter im Personalbereich. Ich kriege tagtäglich Entscheidungen mit, die zu Umstrukturierungen, neuen Ausrichtungen und Weiterentwicklung der Organisation führen… und manchmal auch nur führen sollen. Denn schon länger sagt mir mein Bauchgefühl – und meine Erfahrung bestätigt es immer mehr – das „Alte“ wirkt nicht mehr überall wie es soll und wie es vielleicht einst gewirkt hat.

Ich kenne meine Organisation schon seit vielen Jahren. Wirtschaftlich gesehen geht es uns derzeit noch recht gut und ich sage mit Betonung „noch“, denn wir wissen, wenn wir nicht vorausschauend den Markt beobachten und uns auf Veränderungen einstellen, eigentlich sogar proaktiv handeln, kann das alles auch schnell anders aussehen. Also versuchen wir unser Bestes. Nutzen das, was wir an Kompetenzen haben und folgen den Entscheidungen von oben. Für meine Arbeit bedeutet das zum Beispiel, unser Führungsentwicklungskonzept zu aktualisieren, um die Innovationskompetenzen unserer Führungskräfte weiterzuentwickeln. Diese sind angeblich noch in alten Mustern verhaftet, weshalb die Organisation an manchen Stellen Veränderungen hinterherhinkt, so zumindest beschreibt es die Geschäftsführung. Also schaue ich, wie wir die personalen Kompetenzen intern weiter ausbauen können, um für die Herausforderungen der heutigen Zeit gewappnet zu sein. Aber irgendwie merke ich – und ich möchte es eigentlich gar nicht laut aussprechen, vor Sorge meine eigene Arbeit in Frage  zu stellen – wie diese Ansätze nicht so wirken, wie ich mir das wünsche. Was nun?

Ich habe recherchiert. Meine Suchwörter war Organisationsentwicklung, Change Management sowie Digitalisierung und Agilität. Nach meinen Recherchen war ich immerhin schon mal so weit, verstanden zu haben, dass mein Gefühl gar nicht so trügerisch war. Es wird beschrieben, dass die heutigen Zeiten immer schnelleren Wandlungen und damit stetigen Herausforderungen gegenüberstehen. VUCA wird die Gesellschaft von heute genannt. Alles ändert sich schneller, ist komplexer und unvorhersehbarer. Meine Geschäftsführung hat somit Recht. Jedoch weiß ich nun auch, dass die Hauptherausforderung für viele Unternehmen darin besteht, dass sie die neuen Herausforderungen mit noch alten Management- und Strategiemethoden zu lösen versuchen. Und an sich sind diese Methoden auch nicht per se schlecht, denn sie haben ja immerhin viele Jahre zum Erfolg geführt. Im 21. Jahrhundert haben diese Methoden jedoch aufgrund der steigenden Komplexität ihre Grenzen und Planbarkeit, wie man sie vom klassischen Ziel- und Projektmanagement kennt, erreicht.

Ok, das bedeutet, mein Gefühl passte und mit dem, was wir in meiner Organisation kennen und können, kommen wir vielleicht gar nicht dahin, wo wir hin wollen. Was nun?

Ich habe weiter recherchiert. „Weiterbildung zur Organisationsentwicklung“ stand nun bei mir in der Suchleiste. Mein Antrieb nicht nur mehr zu verstehen, sondern auch mehr für meine Arbeit können zu wollen, war geweckt. Ich stieß auf verschiedene Anbieter. Oftmals richteten sich diese an externe Berater oder interne Entscheider wie Geschäftsführung oder Projektleiter. Das bin ich jedoch gar nicht. Und doch möchte ich meine Arbeit intern wirksamer gestalten. Also beschloss ich einfach mal mutig zu sein – so wie es mein Chef immer fordert – und meldete mich zu der „Weiterbildung Organisationsentwicklung“ an.

Ich möchte gar nicht zu viel vorwegnehmen. Was ich aber mitgeben möchte, ist meine Erfahrung, wie mir mein erworbenes Wissen und meine neuen Kompetenzen definitiv zu einer wirksameren Arbeit verholfen haben. Und auch wenn ich bis heute nicht den Drang verspüre externer Berater zu werden und auch keine wichtigen Entscheidungen in „oberen Reihen“ treffen werde, so schaffe ich es, meine Organisation zum Beispiel in Veränderungsprojekten anzuregen und zu aktivieren. Alleine schon weil ich den Unterschied zwischen personalen und organisationalen Faktoren verstanden habe und nun weiß, dass man beides beachten muss und sogar noch mehr, das organisationale Faktoren zentraler für Veränderungen sind. Das bedeutet nicht, und das war ebenfalls eine Erleichterung, dass meine Arbeit im Personalbereich hinfällig ist. Im Gegenteil. Ich bin bestärkt darin weiterzumachen. Jedoch sollte dies, um wirklich wirksam zu sein, an organisationale Veränderungen gekoppelt und ein logisch resultierender Schritt aus eben diesen Veränderungen sein.

Das bedeutet konkret für mein Beispiel, welches ich zu Beginn nannte, dass ich allein durch ein Führungskräfteentwicklungskonzept in einer Organisation keine innovative Kultur entwickeln kann. Es müssen an vielen organisationalen Stellen Möglichkeiten für Innovation geschaffen werden und einer dieser Stellhebel sind die Ressourcen, wie das Personal und darunter auch Führungskräfte. Und eine Folgeentscheidung kann es sein Führungskompetenzen weiterzuentwickeln. Und wahrscheinlich ist dies sogar eine wirkungsvolle unterstützende Maßnahme, die zum gewünschten Ziel führt. Jedoch eingebettet in den organisationalen Gesamtaufbau und abgeleitet aus vergemeinschafteten Zielen, eben nicht extrahiert für sich. Was ich nun tue? Vor allem mehr sehen. Ich rege immer wieder an, wenn es um einzelne Maßnahmen geht, zu prüfen in welchem Kontext diese eingebettet sind, ob unsere Einzelmaßnahme an der Basisentscheidung stringent ausgerichtet ist und säe Verständnis sowie Wissen für und zu Veränderungsprozessen in unserer Organisation. Damit bin ich bestimmt kein Weltverbesserer, ich werde nicht alles lösen können und bin auch nicht ausgelernt. Jedoch hat es mich wieder angeregt meine Arbeit und auch mich selbst weiterzuentwickeln, ich fühle mich gewappneter für komplexe Herausforderungen, denen man in der Wirtschaft gegenübergestellt ist und erfahre schon während der Weiterbildungszeit, wie meine Arbeit wirkungsvoller geworden ist.

Zur Person:
Nina Teller hat an der Weiterbildung Systemische Weiterbildung teilgenommen und beschreibt retrospektiv von ihren Erfahrungen, die sie als Personalerin in ihrem damaligen Unternehmen mit Organsationsentwicklung gemacht hat und wie ihr das Wissen aus der Weiterbildung dabei weitergeholfen hat.

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